Veröffentlichungen


BAUMEISTER IM RUHRGEBIET — STEFAN POLÓNYI

Dass die urbane Verwandlung schon seit vielen Jahrzehnten im Gange ist und dass das Ruhrgebiet als Terrain baukultureller Innovationskraft bereits über eine Tradition verfügt, gerät aufgrund der Größe und der enormen Vielfalt der Bauaufgaben leider oft genug aus dem Blickfeld. Mit der Baumeisterreihe möchte der BDA Ruhrgebiet das Augenmerk auf die Akteure lenken, die die Geschichte herausragender Architektur im Ruhrgebiet zu verantworten haben und den Maßstab setzen für innovatives Bauen. Auf diese Weise entsteht eine Publikationsreihe, die das Thema Baukultur immer neu in den Fokus der Öffentlichkeit stellt und so die Diskussion über qualitätvolles Bauen in Gang hält.

Inzwischen gibt der BDA Ruhrgebiet zwei Publikationsreihen zur Architektur im Ruhrgebiet heraus. Neben den kürzlich erst aufgelegten Schriften zur Architektur im Ruhrgebiet, die regionale Problemstellungen und aktuelle Aufgaben in den Blick nehmen, liegt nunmehr die zweite Ausgabe des Baumeister im Ruhrgebiet vor. In Ergänzung zu den gewichtigen und akribisch recherchierten Abhandlungen zu Architektur und Tragwerksplanung möchten wir mit der Baumeister-Reihe ganz bewusst neue Wege beschreiten und eine persönliche Annäherung an das Werk des jeweiligen Architekten oder Planers versuchen. Daher kommt der zu ehrende Baumeister im Anschluss an die fachliche Einordnung selbst zu Wort und steht Kollegen im ausführlichen Interview-Teil Rede und Antwort, bevor einzelne Projekte und Arbeitszusammenhänge von ehemaligen Wegbegleitern vorgestellt werden. Im vorliegenden Fall erzählt Werner Ruhnau über Kooperation und Freundschaft mit Stefan Polónyi, während Klaus Bollinger über das Lehrer-Schüler-Verhältnis aus der gemeinsamen Zeit an der Dortmunder Universität berichtet. In der Rubrik „Nachgefragt“ beantwortet Stefan Polónyi — frei nach dem Proust’schen Vorbild — einen standardisierten Fragenkatalog zu Architektur und Baukultur im Ruhrgebiet. Abgerundet wird das Ganze durch Biographie, Werkübersicht (Ruhrgebiet!) und Schriftenverzeichnis.

Stefan Polónyi. Baumeister im Ruhrgebiet, Bd. 2,
hrsg. vom Bund Deutscher Architekten BDA Ruhrgebiet, Essen 2010,
68 Seiten / 38 Abb., Klartext-Verlag, ISBN 978-3-8375-0352-4


1. Marler Symposium.

Architektur & Pädagogik – Lernraum Schule

 

Im Mai 2008 fand in der Scharoun-Schule Marl das 1. Marler Symposium zu Architektur und Pädagogik statt. Mit dem Thema Lernraum Schule reagierte der BDA Ruhrgebiet auf die überaus schwierige Aufgabe vieler Kommunen, ihre Schulen zukunftsfähig machen zu müssen; so schätzt das Deutsche Institut für Urbanistik den Investitionsbedarf für kommunale Schulen in Deutschland bis 2020 auf rund 73 Milliarden Euro.
Sanierungen, Neu- und Rückbau sowie flexibles Bauen im Bestand müssen aktuellen Anforderungen genügen und dabei die rückläufigen Schülerzahlen im Auge behalten, denn eins ist jetzt schon klar: viele der geforderten Baumaßnahmen, die heute notwendig sind, werden morgen nicht mehr aktuell sein, nämlich dann, wenn Schulen aufgrund mangelnder Nachfrage leerziehen.
Das Symposium knüpfte an das jahrelange Engagement des BDA für den Erhalt der Scharoun-Schule an, die bekanntlich lange Zeit abrissgefährdet war, jetzt aber ihre Arbeit mit einem pädagogisch wegweisenden Konzept wieder aufnehmen soll. So hat die Musikschule die annähernd intakten Räume in dem weitgehend maroden Bau bereits in Betrieb genommen und wird in Zukunft eine pädagogische Symbiose mit der Aloisius-Grundschule eingehen, sobald die Sanierung abgeschlossen sein wird.
Mit einem Vortrag über die Qualitätskriterien schülergerechter Schulbauten gab Prof. Christian Rittelmeyer (Kassel) einen Einblick in die internationale Schulbauforschung und arbeitete dabei die Eckpunkte für unterstützendes Lernen durch entsprechende Raum, Farb- und Dekorgestaltung heraus. Von einer ganz anderer Seite rollte Dr. Riklef Rambow (BTU Cottbus) das Thema auf und ging mit seinem Vortrag über das Lernen in, durch und über Architektur der Frage nach, wie die positiven Wirkungen von Architektur besser zur Entfaltung gebracht werden können und wie baukulturelle Kompetenz durch schulische und außerschulische Architekturvermittlung befördert und entwickelt werden kann.
Prof. Johannes Bilstein (Kunstakademie Düsseldorf) eröffnete mit sei- nem Vortrag zur pädagogischen Ästhetik des Raumes eine bildungs- geschichtliche Perspektive und stellte einige Argumentationsfolgen vor, die sich in der Vergangenheit in Bezug auf die Gestaltung von Schulen entfaltet haben und die bis heute Gültigkeit besitzen. Dabei wurde gezeigt, wie sich Architekten und Pädagogen in der Vergan- genheit eine gut gebaute Schule vorstellten und welche Auswirkun- gen dieses Denken auf unser heutiges Verständnis von Schulbau hat.
Mit seiner Beschreibung der Stadt als Bildungsraum gab Prof. Eckart Liebau (Universität Erlangen-Nürnberg) anthropologische, pädagogische und bildungspolitische Einblicke in Architektur und Sozialräum- lichkeit. Die Vorstellung von der Stadt als Modell für Schule bzw. von der Schule als Modell für die Stadt knüpft an die Vorstellungswelt Scharouns an, der Bildung, Öffentlichkeit und Teilhabe als architek- tonische und städtebauliche Prinzipien postulierte.
Den Schlusspunkt setzte Jun. Prof. Carsten Ruhl (Universität Bochum) mit seinem Vortrag über das Verhältnis von Architektur und Pädagogik bei Hans Scharoun. Dabei analysierte er das architekturtheoretische Denken Scharouns im zeitgeschichtlichen Kontext und veranschaulichte des- sen Konzepte anhand einschlägiger Entwürfe; sein Beitrag wurde inzwischen an anderer Stelle publiziert.
An dem abschließenden Podiumsgespräch unter der Moderation von Gunvar Blanck beteiligten sich Referenten und Publikum gleichermaßen. In der überaus lebendig geführten Diskussion fanden Pädagogen und Architekten einen gemeinsamen Arbeitsansatz mit dem langfristigen Ziel, eine innovative Planungskultur zu entwickeln und Lernräume zukünftig in Kooperation mit Pädagogen zu realisieren. Nur so und das hat das Symposium eindeutig zeigen können kann eine gedeihliche Schularchitektur auf Dauer garantiert werden.
Zusammen mit der Kunstakademie Düsseldorf und in Kooperation mit der Stadt Marl und dem Initiativkreis der Hans Scharoun-Schule bereitet der BDA Ruhrgebiet zurzeit das 2. Marler Symposium zu Architektur & Pädagogik vor, das 2010 im Rahmen der Kulturhauptstadtveranstaltung Local-Heroe stattfinden wird. Dann wird es um das Thema Lernraum Stadt gehen. Die vorliegende Publikation wäre ohne das ehrenamtliche Engagement des Initiativkreises und des Fördervereins der Musikschule der Stadt Marl e.V. nicht zustande gekommen.
Unser besonderer Dank gilt der Wüstenrot Stiftung, die die Drucklegung finanziell unterstützt hat.


Gestaltung: Jan Kromarek

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